Redet man von Automatisierung, denkt man zuerst an Stellenabbau und dem Ersetzen menschlicher Arbeit durch Maschinen. Doch bei Industrie 4.0 ist das anders.
Industrie 1.0, die Erfindung der Dampfmaschine, 2.0 mit der Fließbandfertigung, 3.0 mit Computer und Automatisierung geht in die vierte Version: Industrie 4.0 vernetzt Menschen und Maschinen, wie auch dieses Video eindrucksvoll zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=J-vVU8xISYk
Unsere Industrieproduktion nimmt in ihrer Produktivität immer mehr zu. Dass dadurch immer weniger Menschen arbeiten müssen, ist allerdings ein Trugschluss. Denn dieser setzt voraus, dass die Menschen gleichbleibend bedürfnislos sind. Die Realität sieht anders aus: Inzwischen kaufen wir wesentlich komplexere Produkte, die weitaus stärker veredelt sind als noch vor 20 Jahren.
Das, wofür wir noch vor 200 Jahren in den Wald gegangen sind, um uns abzuschuften – Brennholz – erhalten wir inzwischen zu Spottpreisen im Restpostenmarkt. Doch sind wir bei Holzöfen und Kamin geblieben? Nein. Inzwischen nutzen wir komplizierte Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke und alle Arten komplizierter Produkte, die erst durch neue Produktionstechniken für jedermann erschwinglich waren.
Natürlich hat es gewisse Technik schon immer gegeben, sehen wir nur die sich automatisch bei Sonnenlicht öffnenden Tore der griechischen Tempel, die durch eine Wasserdampf-Apparatur betrieben wurden an: Diese Apparatur gab es nur ein mal auf der Welt und sie hat Mannsjahre an Arbeitskraft verschlungen. Heute kann sich jeder einen automatischen Türöffner im Baumarkt kaufen und nicht nur auf Sonneneinfall, sondern auch auf Fernsteuerung oder beliebige Zeitschaltung programmieren.
Sehen wir die Entwicklung realistisch, haben wir folgende Situation:
- Ein Teil der Produktivitätssteigerung wirkt sich auf den Preis aus: vieles wird billiger
- Ein Teil der Produktivitätssteigerung wirkt sich auf das Produkt aus: man bekommt mehr geboten für denselben Preis
- Ein Teil der Produktivitätssteigerung wirkt sich auf die Arbeit aus: für denselben Wohlstand müssen wir nicht mehr eine 6-Tage-Woche (wie noch vor 100 Jahren) arbeiten.
Auch in der täglichen Arbeitswelt heißt Industrie 4.0 nicht, dass jetzt jeder Mensch durch einen Computer oder eine Maschine vernetzt wird. Vielmehr werden die bereits vorhandenen Menschen und Maschinen miteinander vernetzt, um besser miteinander zusammenarbeiten zu können. Das ermöglicht wesentlich individuellere Produkte für denselben Preis, besseren Support oder schnellere Bestellabwicklung.
Vor allem Software trägt zu diesem Wandel bei: Sie ist das Bindeglied zwischen der Produktion und den Kundenwünschen. Per Online-Konfigurator können Kunden Wünsche direkt formulieren, ohne sich erklären zu müssen. Via API kann der Betrieb vom Lieferanten Nachschub bestellen, wenn der Lagerbestand schrumpft. Via CRM kann das Unternehmen Kunden behandeln, als wäre es ein persönlicher Kontakt, der die tatsächlichen Bedürfnisse seines Gegenüber kennt.
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