Wie bei allen Hypes weiß man eigentlich: Irgendwann geht es vorbei und alles pegelt sich ein: Yoyos, Bayblades, Inline Skates, 3D-Fernseher, Pokemon Go, und vieles mehr. Doch bei Blockchain und Künstlicher Intelligenz ist das anders:
Der Blockchain und der Künstlichen Intelligenz sagt man nach, Problemlöser für ganze Serien von Problemen zu sein – und sie erhalten weitaus mehr „seriöse“ Aufmerksamkeit als die anderen Hypes, die sich eher im Hobby-Bereich ansiedeln.
Den Gipfel machte die Meldung der Zeit (https://www.zeit.de/digital/internet/2018-11/digitalisierung-ki-strategie-investitionen-bundesregierung/seite-2), dass die Bundesregierung 100 neue Professuren im Gebiet der KI schaffen will. Doch auch die Blockchain wird hochgradig prominent diskutiert.
Doch was hat es mit den beiden Hypes auf sich?
Die Blockchain ist eine Art „Kassenbuch„, das 2009 von einem Wissenschaftler unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ vorgeschlagen wurde. Anstatt dass eine zentrale Bank im Auftrag der Kunden die Konten und Transaktionen überwacht, was anfällig für Betrug, sowie staatliche Eingriffe wie Einfrieren von Konten damals in der Nazizeit, ist, sollte jeder eine Kopie aller Transaktionen aller Kunden haben. Durch ein spezielles Verfahren war die Geschichte des Kassenbuch dadurch vor Manipulationen gesichert. Damit sich alle Kontoinhaber über den Inhalt der neuen Transaktionen einig werden, gibt es eine riesige Rechenaufgabe (die Hashes). Wer mit seinem starken Computer die Lösung der Rechenaufgabe zuerst findet, darf festlegen, welche Transaktionen durchgeführt werden und die Gebühren dafür einstreichen. Da dies stark vom Zufall abhängig ist, verteilt sich die Macht im Blockchain-Netzwerk proportional zur Rechenpower. Eine koordinierende Zentralbank ist nicht mehr notwendig.
So weit so gut. Jetzt schauen wir mal, was daraus geworden ist:
- Das gesamte Bitcoin-Netzwerk verbraucht inzwischen so viel Strom wie Norwegen, um die Rechenleistung zu erbringen
- Das Bitcoin-Netzwerk schafft gerade einmal 1-2 Transaktionen pro Sekunde – viel zu wenig, um die Bitcoins als Währung zu nutzen
- Die Gebühren pro Überweisung haben zeitweise fast 70 Euro je Überweisung betragen, sind jetzt wieder auf „Banken-Niveau“ mit 30ct
- Überall treiben sich Scharlatane herum, die den Namen „Bitcoin“ missbrauchen, um statt „echten“ Bitcoins Optionspapiere, Fonds und Anteilsscheine zu verkaufen. Das kennen wir schon vom Gold, dass das nicht gut gehen kann.
- Gleichzeitig treiben sich haufenweise StartUps herum, die alles mit der Blockchain machen wollen: Krankenakte, Versicherungen, Kredite … – implementieren dann aber nur „normale“ Datenbanklösungen und der Kunde merkt es nicht einmal. Warum? Weil die Firmen, die Blockchain einsetzen könnten, dies eigentlich nicht wollen, da sie momentan selbst derjenige sind, der daran verdient, dass eine Zentral-Instanz benötigt wird.
- Kritisiert man Bitcoin, wird man sofort von manchen fanatischen Fans sofort angegriffen und es werden einem irgendwelche Optionsscheine auf deren StartUp angeboten.
Kommen wir jetzt zur KI: Der hochgepriesen Heilsbringer ist der größte Schmarrn, den man mit einem Computer anstellen kann. Doch wodurch entstand der neue Hype?
Es geht um Neuronale Netze. Diese sind seit dein 70ern/80ern bekannt und wurden auch auf den damaligen Rechnern ausgetestet. Sie waren zu langsam, zu ungenau und versagten bei komplexeren Zusammenhängen.
Doch dann kamen die Grafikkarten. Plötzlich war unheimlich viel Rechenleistung verfügbar, mit der man die Netze größer machen konnte. Es wurde möglich, Katzen von Hunden auf Bildern zu unterscheiden oder ganze Träume zu simulieren.
(Bildzitat von https://deepdreamgenerator.com/)
Doch warum sollte die Menschheit sich mit anderen KI-Technologien (z.B. Reasoning, Beschreibungslogiken) lieber befassen als mit Neuronalen Netzen? Darum:
- Mit den Neuronalen Netzen (NN) bauen wir nichts anderes als unsere menschlichen Gehirne nach – etwas, das wir ja theoretisch schon haben!
- NNs entwickeln genau wie wir Menschen Vorurteile und diskriminieren Personen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe und anderen Faktoren (es wurde z.B. mal eine farbige Frau als „Schimpanse“ klassifiziert)
- NNs sind ungenau. Sie liefern nicht ein „richtiges“ Ergebnis, sondern „irgendein“ Ergebnis
- NNs sind immer linear. Sie können keine komplexen Gedankengänge wie „nicht“ (kann unser Gehirn übrigens auch sehr schlecht)
- NNs sind durch uns nicht nachvollziehbar. Entscheidet ein NN-KI-Richter, dass wir schuldig sind, aber das Urteil kann nicht richtig begründet werden, sind wir wieder im Mittelalter angekommen
- Wir Menschen haben die Logik und Sprache entwickelt, die wesentlich bessere Eigenschaften haben als die NN-Bausteine, aus denen sie aufgebaut sind. Computer können dasselbe, nutzen dafür aber die wesentlich zuverlässigeren, schnelleren und fehlerfreien Transistoren. NN-Logik-Gatter sind einfach nur fehlerhaft, langsam und ungenau.
Als versöhnliches Nachwort muss ich natürlich hinzufügen, dass die beiden über-gehypten Superhypes uns alle bewegt und inspiriert haben. Während alle laut „Blockchain“ geschrien haben, haben die Banken ihre Online-Banking-Funktionen verbessert und neue StartUps Kredit-Marktplätze eröffnet. Während alle auf die NN-KI gehofft haben, haben sich im Hinterstübchen ganz unbemerkt neue logische KI-Verfahren entwickelt, die der Menschheit wesentlich mehr bringen als ein zusätzliches menschen-ähnliches KI-Wesen.
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