Jeder spricht bei Industrie 4.0 auch von neuen Geschäftsmodellen. Doch wie genau sehen diese neuen Geschäftsmodelle aus?
Geschwindigkeit und Automatisierung als Produkt: Instant-Vertragsabschluss
Ein Bestandteil der neuen Geschäftsmodelle ist definitiv, dass die Geschäfte instant abgeschlossen werden. Der Dienste-Anbieter stellt seine AGB öffentlich, bietet seine Konditionen an und jeder, der sich berufen fühlt, zu kaufen, kauft auch. Der Vertrag wird instant abgeschlossen und ist sofort gültig.
Das ist einerseits bei Online-Shops schon so. Ein Klick löst die Bestellung aus und die Ware wird geliefert. Banken tun sich bei der Kreditvergabe noch schwer damit, da meist noch Informationen eingeholt werden müssen. Allerdings gibt es inzwischen schon einige Instant-Kredit-Anbieter, bei denen ein Dokument-Upload reicht, um einen Kredit zu bekommen.
Ein spannendes Feld ist in dieser Hinsicht die Produktion beziehungsweise alle Waren und Dienstleistung, die Individualisierung benötigen. Der 3D-Druckdienst i.materialize.com/ macht’s vor: Der Kunde lädt autonom eine Druck-Datei hoch und kann ohne weitere Verhandlungen oder Nachbesserungs-Wünsche den Auftrag vergeben. Die 3D-Vorschau macht’s möglich.
Bezahlung nicht mehr nach Produkt, sondern nach Nutzen
Tesla verbaut allen Autos einer Baureihe dieselbe Batterie. Wählt ein Kunde die 75 kWh, kann er später die 90 kWh über ein Software-Upgrade freischalten. Ähnlich arbeiten auch Oracle-Datenbank-Server: Der Hersteller verbaut eine große Anzahl CPU-Cores, aber erst wenn der Kunde diese braucht, werden diese freigeschaltet und bezahlt.
Dadurch wird auch klar: Hardware kostet immer weniger. Wichtiger sind Faktoren wie Lieferwege, Werkstattbesuche, Servicekosten und eben das Geschäftsmodell. Oracle kostet die zusätzlich verbaute CPU weniger als die Versand- und Einbaukosten, wenn man diese nicht mitliefern würde. Für Tesla ist der Werkstattbesuch zum einen aufweniger, zum anderen ist es eine größere Hürde für den Kunden, als wenn er weiß, er kann gegen Bezahlung sofort mehr Leistung erhalten.
In Zukunft: Lampen-Leasing vs geplante Obsoleszenz
Kennen Sie noch die Ewigkeitsglühbirne aus der DDR? Auf einer westdeutschen Messe wurden die „Zonies“ ausgelacht: „Wie wollt ihr denn damit Geld verdienen, wenn die Lampe nie kaputt geht?“
Im Zeitalter der Digitalisierung sieht das anders aus: Da wird in Zukunft nicht mehr das Produkt „Lampe“ verkauft werden, sondern die Dienstleistung „Licht“. Der Licht-Anbieter sucht selbst die langlebigste Glühbirne aus, die Sie verwenden müssen. Geht sie kaputt, bekommen Sie gratis eine neue. Dadurch ist ein optimaleres Abwägen der Wirtschaftlichkeit möglich: Nutze ich eine Glühbirne, die lang hält und teuer ist? Oder kann ich die Dienstleistung „Licht“ besser anbieten mit einer billigen Glühbirne, die ich öfter wechseln muss?
Ein Vorreiter in dieser Hinsicht ist Zippo: Das Sturmfeuerzeug kauft man nicht physisch, sondern man kauft das lebenslange Recht, ein Sturmfeuerzeug zu besitzen.
Fazit
In Zukunft werden wir immer weniger für Material oder Arbeitsaufwand bezahlen, sondern vielmehr Eigenschaften, Zustände und Garantien erwerben, die uns mit egal-welchen technischen Mitteln dann zur Verfügung gestellt werden. Das bietet Anbietern solcher Leistungen die Möglichkeit, die Mechanismen zur Bereitstellung zu optimieren. Am Ende gewinnen beide: Der Kunde bekommt tatsächlich seinen Nutzen und der Anbieter macht mehr Gewinn, wenn er nachhaltig wirtschaftet.
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