Es gibt einen neuen Trend auf dem Markt – Low Code. Doch leider kommt das bis jetzt nur bei den Großkonzernen an. Und ich will euch sagen, warum.
Wie die Digitalisierung begann
Als in den 1990er Jahren Personal Computer erschwinglich wurden, begannen auch kleine und mittlere Unternehmen, mit Computern zu arbeiten. Dabei sticht vor allem ein Software-Anbieter hervor: Microsoft.
Die Programme Word, Excel, sowie Access waren quasi das Schweizer Taschenmesser für alle Digitalisierungsprobleme. Mit den Universal-Softwareprodukten konnte man sich schnell seine Datenbanken, Rechnungsvorlagen etc. zusammenstellen und anschließend als Dokumente im Windows-Dateisystem FAT32 in einer selbst organisierten Baumstruktur ablegen.
Damit konnte jeder Anwender seine eigenen Anwendungen quasi ohne Programmierkenntnisse entwickeln. Dies führte aber auch gewissermaßen zu „Wildwuchs“, was viele neue Software-Hersteller auf den Plan rief, die spezialisierte Software entwickelten. Diese neuen Warenwirtschafts-Systeme schränkten den Benutzer stärker ein als die reine Office-Suite und lösten damit eines der wichtigsten Probleme, die eine Office-Landschaft sonst hatte: Die Vereinheitlichung der Datenstrukturen.
Doch die Geschichte begann eigentlich viel früher. Bereits in den 1970ern begannen die ersten Konzerne, Rechentechnik anzuschaffen. Da es noch keine Software gab, wurde speziell für die Unternehmen programmiert. Programmiersprachen wie BASIC oder COBOL waren das Rückrat vieler Konzerne. Die Rechentechnik war noch so teuer, dass die Individualentwicklung der Software kaum ins Gewicht fiel.
Exakt passende, individuell entwickelte Software war also früher der Standard, den sich allerdings nur Großkonzerne leisten konnten. Das änderte sich allerdings mit dem Aufkommen entsprechender Standardsoftware. Selbst die Großen, die sich eine Eigenentwicklung leisten könnten, waren unter dem Zeitdruck, moderne Prozesse einzuführen und entschieden sich dann oft für die Produkte von der Stange mit einigen Anpassungen.
In den 2000ern kam dann das sogenannte RAD auf – Rapid Application Development: Verbesserte Programmier-Umgebungen wie z.B. Delphi erlaubten es wieder, eigene Fachanwendungen zu bauen. In den 2020ern wurde dann der Web-basierte „Low Code“-Trend aktuell.
Aktuelle Herausforderungen bei der Digitalisierung
In Zeiten der Web- und Cloudanwendungen wird Customizing – also das Anpassen von Anwendungen an die eigenen Bedürfnisse – immer schwieriger, da viele Plattformen oft zigtausende Nutzer benötigen, um rentabel zu sein. An die Stelle von Anpassungen in der Software selbst sind sogenannte APIs getreten – Schnittstellen, mit denen man die Software an andere Anwendungen anbinden kann.
Das Problem dabei: Die Schnittstellenprogrammierung können sich auch wieder nur die Großen Konzerne leisten. Die kleinen Unternehmer kaufen einfach nur eine Vielzahl von Insel-Anwendungen zusammen und müssen dann Daten hin- und herschaufeln.
Gleichzeitig ist die Daten-Souverenität bei den vielen Cloud-Anwendungen ungeklärt. Der Cloud-Anbieter könnte nach Gutdünken seinen Dienst einstellen und man säße komplett ohne Backup da. Außerdem gibt es zu den wichtigsten existierenden Cloud-Service kaum kompatible Alternativen, weswegen man sich sehr früh festlegen muss, mit wem man auf Dauer zusammenarbeitet.
Das betrifft zum Beispiel auch gesetzliche Aufbewahrungsfristen. So müssen zum Beispiel buchhalterische Daten mindestens 10 Jahre aufbewahrt werden, was bei einem Anbieterwechsel oder einer Geschäftsaufgabe oft hohe Nachfolgekosten mit sich zieht.
Was ist nun FOP und welche Rolle spielt es in diesem Konzert?
FOP – auf deutsch Featureorientiertes Programmieren – verfolgt hier einen anderen Ansatz. Anstatt hunderte einzeln bezahlte, nicht zusammenhängende Software-Produkte zusammenzukaufen, wird ein All-In-One-System aus einem Guss hergestellt.
Ein bisschen ist es wie die individuell programmierten Großrechner-Anwendungen aus den 1970ern – jedoch entwickelt mit den RAD- und Low-Code-Technologien aus der neueren Zeit und lauffähig im modernen Web, erschwinglich für die kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Müsste es auch, wäre da nicht ein kleines Detail anders: Bei FOP handelt es sich um eine technische Innovation – eine neuartige Programmiersprache, mit der das Entwickeln von Anwendungen einfacher und schneller wird. Es können Features – ganze Module wie z.B. ein Lagermodul, aber auch Features wie Speicherbarkeit oder Zugriffsregeln zusammengebacken werden und ergeben dann eine stimmige Software. Der Code wird nicht mehr von einem Programmierer geschrieben, sondern von einem sogenannten Compiler.
Welche Auswirkungen wird FOP auf die Digitalisierung haben?
FOP wird denjenigen Unternehmen, die es verwenden, Kosten-, Qualitäts- und Geschwindigkeitsvorteile gegenüber klassischer Software verschaffen. Das bedeutet, dass sie schneller in neue Märkte gehen können, weniger für ihre IT-Landschaft ausgeben müssen und weniger mit Software-Bugs konfrontiert sind.
In der ersten Phase werden diese Unternehmen Wettbewerbsvorteile haben und sich diese in Form von Gewinnen einstreichen können.
Ist FOP erst einmal verbreitet genug, wird sich das Blatt aber wenden. Unternehmen, die nicht auf FOP setzen, werden auf immer härtere Wettbewerbsbedingungen treffen. Sie können nicht mehr profitabel arbeiten und werden Stück für Stück verdrängt.
Auf die Gesamtwirtschaft wird sich das positiv auswirken, denn die Unternehmen werden digitaler. Abläufe werden standardisierter und man wird in Zukunft bald mehr Qualität von den Unternehmen erwarten, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Reklamation zu bearbeiten. Ohne eine FOP-Basierte Software endet das im Zettel-Chaos. Mit einem FOP-basierten Ticketsystem können die Service-Anfragen hingegen sauber und lückenlos bearbeitet werden.
Klassisch programmierte Software wird hingegen in zwei Lager zerfallen: Etablierte und fehlerfreie Software wird immer weiter veralten, bis man sie nicht mehr verwenden kann. Neu programmierte klassische Software hingegen enthält zu viele Kinderkrankheiten und Qualitätsprobleme. FOP-basierte Software hingegen kann auf bisherigen Modulen aufbauen und somit von Beginn an eine ausgereifte Lösung anbieten.
Fazit
Die Erfindung featureorientiert programmierter Software wird ähnlich wie die Umstellung von DOS auf Windows einen Umbruch in der Informatik darstellen. Diejenigen, die die Technik zum richtigen Zeitpunkt adaptieren, werden einen Vorteil daraus gewinnen können. Wer hingegen zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Laden Sie sich auch gerne den Feature-Katalog von Launix herunter, um ein bisschen die Möglichkeiten von FOP kennen zu lernen.
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