Mit der Einführung der IT werden viele Abläufe effizienter und schneller. Produktionspläne, Kalkulation, CAD-Design, Online-Werbung sind hilfreiche und kosteneffizientere Methoden als deren analogen Vorbilder.
Verträge sind Übereinkünfte
Ein Vertrag ist im Grunde genommen eine Willenserklärung zweier Parteien zu einem Geschäft. Eine Willenserklärung können beispielsweise sein:
- Eine Unterschrift unter einem Stück Papier
- Eine qualifizierte elektronische Signatur
- Eine mündliche Zustimmung
- Ein Händedruck
- Ein Nicken
- Ein Handzeichen (z.B. bei einer Auktion)
- Das Bezahlen mit Vorkasse
Grundsätzlich macht das BGB keinen Unterschied der Arten von Willenserklärungen. Die Arten von Erklärungen unterscheiden sich vom Blickwinkel des Vertragsschlusses aus nur in einem wesentlichen Punkt: Dem Grad der Beweisbarkeit. Eine schriftliche Unterschrift wird vor Gericht leichter verwertet werden können als ein Nicken, das beispielsweise von Zeugen beobachtet und auch noch richtig interpretiert werden muss.
Der Aufwand hinter einem Vertrag
Während man sich früher noch ein extra Zimmer mit Keksgebäck und Kaffee, einem runden Tisch und zwei Stühlen arrangiert hat, gibt es inzwischen Verträge, die in zweifacher Ausfertigung den Postweg nehmen und auch solche Verträge, die mit einer einfachen E-Mail bestätigt werden.
Alles bequem und gut – wäre da nicht das Problem der Beweisbarkeit. Die Online-Bestellung kann grundsätzlich von jedem getätigt werden, der sich bei der Anmeldung als Sie ausgibt. Erst durch den Umstand der Vorkasse-Zahlung wird der Kaufvertrag umgesetzt, weil die Willenserklärung durch die Überweisung nachvollziehbar wird. Doch in einigen Situationen will man die Leistung vor der Bezahlung erbringen – und das bei größeren Beträgen.
Verträge schnell wie E-Mail und so nachvollziehbar wie in der Schriftform
Wie setzt man die Nachweisbarkeit, die bei handschriftlichen Unterschriften durch die einzigartigen Handbewegungen des Vertragspartners beim Schreiben seines Namens charakterisiert sind, auf die digitale Welt?
Eine Eigenschaft einer Handschrift ist, dass der Inhaber sie zwar schreiben kann, jemand anderes aber nicht durch Beobachtung seiner Hand oder seines Schriftzuges nachahmen kann. Dies ist zwar in der Zeit von Farbkopierern nicht mehr 100%ig wahr, doch absolut identische Unterschriften können auch ein Hinweis auf eine Kopie sein. Zudem ist das Eindrücken des Papiers durch einen Kugelschreiber schwer kopierbar.
Beim Computer muss man diese gewünschten Eigenschaften nachahmen. Jedoch hat man im Computer kein Papier und Kugelschreiber, sondern nur Daten. Die Bewegungsabläufe der Hand beim Menschen müssen also analog geheime Daten auf dem Computer darstellen. Zudem muss gewährleistet sein, dass durch Unterschreiben niemand diese Daten stehlen kann.
Geheimniskrämerei
In anderen Worten: Andere müssen prüfen können, dass ich das Geheimnis besitze, ohne es lüften zu müssen. Denn einmal gelüftet, könnten andere sich ebenfalls als ich ausgeben. Doch wie erreicht man diese Eigenschaft?
In der Mathematik gibt es einige Operationen, die leicht zu errechnen sind, deren Rechen-Umkehrung aber schwer sind. In anderen Worten: Jeder kann leicht die Lösung prüfen, aber niemand kann die Lösung einfach berechnen, es sei denn er kennt die Lösung. Ein Beispiel ist das Modulus-Potenzieren. Dabei handelt es sich um den Divisionsrest einer Potenz. Vergleichbar ist das mit folgendem Beispiel:
Ich will 12334123729813^54203 berechnen und die letzten 3 Dezimalstellen wissen. Die Lösung ist 797. Kennt man allerdings die 797 und 12334123729813, ist es sehr schwer auf 54203 zu kommen. Es müssten alle möglichen Lösungen durchprobiert werden, was länger dauern würde, als das Universum existiert. Außer diesem Restrisiko eines Lottogewinns ist das Verfahren also sicher.
Elektronische Signatur vs Handschrift
Mit Fortschreiten der künstlichen Intelligenz wird es immer wahrscheinlicher, dass Computer die Charakteristika einer Handschrift überprüfen und gar nachmachen können. So könnte es gelingen, eine Unterschrift zu erzeugen, die die Charakteristika des Fälschungsopfers aufweist und trotzdem einzigartig ist. Mit einem 3D-Drucker könnte man zusätzlich einen Stempel drucken, der im Papier die nötigen Furchen eindrückt. Schon hat man die perfekte Fälschung.
Auf der Seite der elektronischen Signatur gibt es das gewisse Restrisiko, dass Unbefugte das Geheimnis durch einen Glückstreffer beim Ausprobieren aller Möglichkeiten finden. Bei der elektronischen Signatur kann man allerdings den Schwierigkeitsgrad allerdings dadurch erhöhen, indem man größere Zahlen wählt (momentan solche mit mehr als 2.000 Stellen). Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Unterschrift geknackt wird gegen null. Mit jeder noch schnelleren Generation Computer wird das Rätsel einfach schwerer gemacht. Diese Eigenschaft hat die Handschrift nicht.
Praktische Anwendungen
Nachweisbare Verträge übers Internet zu unterschreiben hat Vorteile: Man spart Zeit und in einigen Fällen kann auch ein Computer nach meinen Regeln programmiert automatisch Verträge unterschreiben.
Eine Prominente Anwendung ist die digitale Währung Bitcoin, die auf der sogenannten Blockchain-Technologie aufsetzt. Hier ist das Geheimnis (auch Schlüssel genannt) gleichzeitig die Besitzurkunde meines Kontos. Durch Unterschreiben von Übweisungen trete ich dann Teile meines Geldes an andere ab.
Für Sie könnte es sich beispielsweise lohnen, Nachschub-Lieferungen von Zulieferern über elektronische Signatur abwickeln zu lassen. Wenn Ihr Computer sowieso die benötigte Teilemenge errechnet, wieso soll er diese nicht auch selbstständig bestellen können, wenn die Einkauf-Konditionen Ihren Akzeptanz-Regeln entsprechen?
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