Dass wir Menschen inzwischen viel und gerne online Shoppen ist klar. Warum Maschinen das auch so tun sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Kanban-Regeln ermitteln Bestellzeitpunkt und Bestellmenge
Ein Kanban-System ist eine Form der Lagerhaltung, bei der man einen gewissen Vorrat an Verbrauchsgütern lagert. Dabei arbeitet man mit zwei Marken: Dem Mindestbestand und dem Höchstbestand. Wird der Mindestbestand unterstritten, wird nachbestellt, sodass der Höchstbestand wieder erreicht wird.
In den Mindestbestand und Höchstbestand fließen folgende Faktoren ein:
- Verbrauchsgeschwindigkeit des Guts
- Lieferzeit einer Nachbestellung
- Reserve für zu lange dauernde Nachbestellungen oder zu schnellen Verbrauch
- Abwägung von Versandkosten und Mengenrabatte einer Nachbestellung gegen Lagerkosten für große Lose
Einige Firmen organisieren auch ein mehrstufiges Kanban, bei dem eine kleine handliche Teilekiste direkt bei der Produktion steht und oft nachgefüllt wird, während ein größeres Lager im Hintergrund existiert, für das nur noch selten nachbestellt werden muss.
Digitales Kanban bietet neue Möglichkeiten
Mit digitalem Kanban ist auf einmal eine neue Datenquelle verfügbar: Der aktuell im Umlauf befindliche Lagerbestand wird digital erfasst. Und wenn die Maschine schon weiß, wann wieivel nachbestellt werden muss, warum tut sie es nicht einfach selbst?
Ein Bedenken ist, dass der Mensch immer die letzte Entscheidungskraft vor dem Computer sein soll. Doch ist der Computer nicht einfach nach unseren Regeln programmiert worden und wird sich genau so verhalten, wie wir es ihm vorgegeben haben? Des weiteren wird der Computer, selbst wenn der Einkaufsleiter im Urlaub ist, den Nachschub bestellen. Damit ist ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor eliminiert.
Meine Erfahrung ist jedenfalls, dass Menschen nach einigen Tagen Arbeit mit dem Computer seine Entscheidungen immer als sinnvoll ansehen und die Entscheidungsnahme so schnell wie möglich automatisiert haben wollen. Dass ein Not-Aus-Knopf verbleibt, ist dabei selbstverständlich.
Ein Automatisches Bestell-System
Ein Bedenken bleibt jedoch: Die automatisch generierte E-Mail, die Material nachbestellt, folgt einem strengen Muster. Einem Kriminellen wird es einfach fallen, ebenfalls eine E-Mail mit eigenem Inhalt abzusetzen und eine ungewollte Bestellung auszulösen. Empfänger-Adressen in E-Mails lassen sich ja fälschen.
Wie macht man das System also sicher? Hier bietet die Kryptografie, also die Lehre der Verschlüsselung, vielseitige Lösungsmöglichkeiten. Wen interessiert, wie das genau abläuft, um die optimale Sicherheit zu gewährleisten, kann sich den früheren Artikel durchlesen.
Ausgestaltungen der Software
Ihre Software verwaltet nun das Lager und weiß, wann Material nachbestellt werden muss. Die Frage ist noch, auf welche Weise sie das dem Zulieferer mitteilt.
Eine Methode wurde schon angesprochen: Das Versenden einer automatischen E-Mail. Das heißt aber, dass der Zulieferer die Bestellung wiederum von Hand annimmt. Ist dieser ebenfalls Richtung Industrie 4.0 unterwegs, kann sich dieser ein automatisches Bestell-System einrichten, das ähnlich einem Online-Konfigurator, der von einer Maschine ausgefüllt wird, verhält.
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten finden sich in der gezielten Verzögerung von Bestellungen. Dafür kann es zwei Gründe geben: Man will Versandkosten sparen und fasst mehrere Bestellungen zusammen. In diesem Fall kann sogar die Kanban-Formel abgewandelt werden, denn die Versandkosten fallen nur für das dringendste Nachschubteil an. Alle anderen Läger werden bei der Bestellung ganz nebenbei mit aufgefüllt. Der zweite Grund für eine Bestellverzögerung wäre die menschliche Eingriffsmöglichkeit. Entscheidet der Mensch, dass für ein Teil kein Nachschub mehr bestellt werden soll, kann er beispielsweise bis 24 Stunden nach der Bestell-Absicht-E-Mail seines Kanban-Systems Einspruch einlegen.
Fazit
Möglichkeiten bei der Digitalisierung von Nachschub-Bestell-Systemen gibt es viele. Oft wählt man eine Automatisierung nicht, weil es effizienter geht, sondern weil so menschliche Fehler eliminiert werden. Der Nachschub ist immer rechtzeitig da, auch wenn der Einkäufer mit dem Chef zusammen im Urlaub ist.
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